
Zweig
Es war gewissermaßen ein Songschreiben am offenen Herzen. Die Idee zu dem Song über Stefan Zweig entstand beim Lesen der „Welt von Gestern“. Sehr kühne Idee, weiß man doch sehr wenig über die private, stille Seite dieses Intellektuellen, der mit Leidenschaft seinen Geist – immer wieder auch den Geist anderer – versprühte.
Zweig ist nur ein Spiegel. Und doch viel mehr: Öfter schon habe ich mich in einen Menschen verliebt, dem ich nie persönlich begegnet bin, dessen Schicksal mich aber über die Maßen beschäftigte. So auch bei Zweig, bei dem ich aber – und das war neu – das ziemlich genau beschrieben fand.
Meine kühne Idee schien ins Leere zu laufen, immer wieder fing ich neu an, was sich als sehr schwierig erwies, weil ich ja gleich am Anfang schon die vermeintlich letzte Strophe aufgeschrieben hatte. Eine Wünschelrute musste her, meine Gitarren konnten es aber aus irgendeinem Grund diesmal nicht sein.
Also kam ich auf die Idee, Zweig selbst sprechen zu lassen; ich suchte beim Lesen der Tagebücher nach Sätzen, die mich unmittelbar ansprechen würden – und fand sie sofort: Über irgendjemand schreibt er „er wagt sich ins Wort“, über einen anderen „er verzieh mir im Grunde nur so viel, wie ich ihm verzieh“.
Dann ging alles plötzlich wie von selbst; in einer nie vorher von mir genutzten offenen G-Stimmung fing meine Gitarre die Musik ein.
I.M. Lotte & Stefan Zweig (+ 22.02.1942)

Aus der Hand
Tagelang schon dachte ich über diesen Song nach.
Vielleicht weil sie mich immer schon getröstet haben, kamen mir immer wieder einzelne Reime in den Sinn, und die Gitarre, die ich in die Hand nahm, begleitete, was noch nicht einmal aufgeschrieben war, geschweige denn gesungen.
In dieses Lied ist viel eingeflossen. Und weil ich mich aus Angst vor einer Endgültigkeit nicht entscheiden konnte, welche Reime, Verse übrigbleiben sollten, ging ich in meine Aufnahmekammer, um diesen ungeschriebenen Song trotzdem irgendwie festzuhalten. Aber dann fehlten mir die Worte, mit dem Finger an der Aufnahmetaste suchte ich danach – ich konnte mich plötzlich nicht mehr erinnern. Also nahm ich die Mundharmonika dazu, startete die Aufnahme. Und dann, als hätte ich meine linke Hand und die Stimme der Mundharmonika zum Erinnern all dessen gebraucht, was ich mir zusammengereimt hatte, ließ sich singen, was ich mich nicht getraut hatte, aufzuschreiben.
So erklingt jetzt, woran ich mich erinnern kann.
VÖ 10. Dezember 2021 auf allen Streamingportalen
Das neue Album ist am 28. Mai 2021 erschienen.
Nominiert für den Preis der deutschen Schallplattenkritik (Longlist 3/21)!
Gefördert durch:
Bald (Single / Februar 2021)
„Bald“ ist der Aufmacher meines neuen Albums, es lag also nahe, diesen Song auch als erste Single digital zu veröffentlichen. Entstanden ist „Bald“ 2011, live habe ich ihn selten gespielt. Ich hatte aber immer das Gefühl, an diesem Song festhalten zu müssen, so als sei dieser Song noch nicht dran. Als ich im Herbst 2020 dann die Titel für das neue Album zusammenstellte, war es soweit.
„Avenues“ / „13. April“ Twinsongs / Zwillingssongs Vol. I
Die Erstveröffentlichung erschien digital im Juli 2020.
Zwei verwandte Songs, die sich eine Musik teilen, aber zwei ganz unterschiedliche Geschichten erzählen. „13. April“ darf als ein glücklich gescheiterter Versuch einer Übersetzung bezeichnet werden. So war die Idee geboren, die zwei merkwürdigen Zwillinge (Twins) gemeinsam auf den Weg zu bringen.
Die Veröffentlichung weiterer Twinsongs / Zwillingssongs ist in Planung.
Songs aus der Kammer / Vol.1
Die erste Veröffentlichung der Songs, die ich während des Lockdowns 2020 in meinem Bücherkammer-Studio einspielte, habe ich Kieran Halpin (1955 – 2020) gewidmet, der mich mit „All The Answers“ und „Good Reason“ so tief beeindruckt hat, dass ich sie unbedingt selbst interpretieren wollte zumal ich feststellen musste, dass „Good Reason“ weder im Netz noch auf einem bestellbaren Tonträger zu finden war. Ich bin Kieran leider nie persönlich begegnet, sein Tod war für mich trotzdem schockierend – während des Lockdowns hatte ich ihn gerade erst für mich wiederentdeckt, schaute mir unzählige Videos von ihm an und war mir ganz sicher, dass es nach der Pandemie eine Möglichkeit zu einem Treffen geben würde.
Zwölf
„Hier hat jemand sein ganz eigenes Thema und seine ganz eigene Stimme gefunden und ein Konzeptalbum geschaffen, das in der deutschen Liedermacherszene seinesgleichen sucht.“ Robert Zimmer über die CD „Zwölf“
Im August 2020 habe ich anlässlich der digitalen Neuveröffentlichung von „Zwölf“ noch einmal etwas zur Entstehung des Konzeptalbums geschrieben:
„Damals, 2006, als alle Songs bereits eingespielt waren – die alten, die mir eine Spur aufzuzeigen schienen zu all dem Dunkel in mir, das mich belastete, und auch die neuen, die während des oft so schmerzhaften Prozesses der Aufarbeitung meiner Familiengeschichte entstanden waren -, schien mir noch irgendetwas zu fehlen. Also beschloss ich, drei Texte einzulesen, die mir selbst, aber auch den Zuhörern mehr Aufschluss bringen sollten. Im Zentrum stehen dabei die Kriegstagebücher meines Vaters Hans F. Erb, der kistenweise Manuskripte, Notiz- und Tagebücher hinterließ, als er 1985 verstarb. Die hier gelesenen Passagen hatte meine Mutter einem befreundeten Autor, Kay Hoff, überlassen, der sie Anfang der Neunziger in einem Roman verarbeitete. Ich las die Texte aus dem veröffentlichten Buch, das mir Kay Hoff geschickt hatte.
Mir schien immer noch etwas zu fehlen; ich suchte weiter und wurde bald fündig: Eine Tonbandaufnahme meines Vaters aus dem Jahr 1965 schien mir der Schlüssel zu sein, um deutlich machen zu können, wie das Verhältnis zwischen meinem Vater und mir geprägt wurde durch das, was meine Eltern erlebt, erlitten, getan und unterlassen hatten in den Jahren des Nationalsozialismus.
Das Album ist 2006 veröffentlicht worden, erst um 2010 herum fand ich heraus, dass die Kriegstagebücher meines Vaters lange nach dem Zweiten Weltkrieg verfasst worden waren, also ein Versuch meines Vaters gewesen sein mussten, seine Erlebnisse als Soldat literarisch aufzuarbeiten.
In einem seiner zu Lebzeiten veröffentlichten Bücher hat er einmal geschrieben: „Keiner schreibt, was er nicht so oder ähnlich erlebt hat.“ Nach all den Jahren – ich bin heute zwei Jahre älter als mein Vater, der mit 58 starb – und nach dem Kontrollhören von „Aus den Kriegstagebüchern von Hans F. Erb“ weiß ich, dass er zumindest diesbezüglich die Wahrheit sprach; ich schenke ihm Glauben. Und weine um Breda, dessen Grab vermutlich unbesucht bleiben muss; er ist mir aber näher gekommen, als es meinem Vater möglich war.
Ich habe längst nicht alles aufdecken können von dem, was meine Eltern mir als dunkle Geheimnisse hinterlassen haben, und was sich lange Zeit wie ein dunkler Schatten über meinem Dasein, Hiersein anfühlte.
Vieles bleibt im Dunkel, wenn du Licht machst. Aber du kannst dich selbst endlich erkennen.
Und du bewegst dich leichter, besser, sicherer. Du findest heraus, wer du wirklich bist.
(Für Breda, wer auch immer er war.)“
Tracklist
- Sommerrestabendwind
- Die Liebenden
- Das Arbeitszimmer
- Die schwarze Frau
- Ich kam als Freund
- Meine Stadt
- Das Kinderzimmer
- Dieser Fluch
- Aus den Kriegstagebüchern von Hans F. Erb
- Bredas Grab
- Zuhause (Nach Buchenwald)
- Tonbandaufnahme Hans F. Erb
- Dort (Dinas Flüstern)
- Das letzte Gesicht
- Tausend Jahre
- Gebet
Jörg Erb Live
Die EP erschien im August 2020. Fünf der insgesamt sieben Songs sind bereits 2010 auf der vom Künstler nur im Direktverkauf erhältlichen CD „Seltene Gäste“ erschienen.
Sämtliche Aufnahmen wurden für die digitale Veröffentlichung neu gemastert.
Trackliste
- Erzähl mir was (15.09.2011 Alte Schmiede, Salzburg)
- Farben (2010, Patersberg)
- Der andere Mann (03.04.2010 Foolsgarden Theater, Hamburg)
- Es sieht so aus (03.04.2010 Foolsgarden Theater, Hamburg)
- Stern, Stein, Staub (15.09.2011 Alte Schmiede, Salzburg)
- Kalte Blumen (03.04.2010 Foolsgarden Theater, Hamburg)
- Schlaflied (2010, Patersberg)
CD-Bestellungen gern per Mail: joergerbmusik@gmail.com